Man sollte meinen, über Mode zu schreiben sollte mir wesentlich leichter fallen, als über mein Inneres, meine Gefühle oder sonstige komplexe Themen. Leider ist dem nicht so, obwohl ich im Kindesalter schon davon träumte, wie Carrie in Sex and the City für die Vogue zu schreiben. Glücklicherweise ging es bei ihr auch nicht immer nur um Mode. Im Gegenteil, sie schrieb darüber wie sie sich in dieser großen Stadt New York fühlt, mit ihren Freundinnen und den Männergeschichten und all dies brachte sie mit ihrer Liebe zu Designer Pieces zum Ausdruck. So schließt sich also der Kreis und irgendwie hängt doch alles zusammen. Mode, Kunst, Essen, Architektur, Gefühle - all das gehört zusammen und macht das Leben eines jeden von uns bunter und hilft uns, zu zeigen wer wir sind.
In den 80ern und 90ern hatte man daran Freude, man hat Mode entdecken müssen um sie zu erleben. Man musste sich die Vogue leisten können und wollen, um Neues zu probieren und die heute bedeutendsten Designer haben im Rahmen der Fashion Weeks zur Schau gestellt, was die Reichen und Schönen in der nächsten Saison tragen werden. Haute Couture hat die Richtung vorgegeben, die Farben, die Stoffe, die Themen. Mode ist einfach passiert, aus kulturellen Begebenheiten, aus Ängsten, aus Freuden, aus den Bedürfnissen der Menschen heraus.
Heute? Heute ist alles so viel einfacher. Heute entscheiden Influencer in Echtzeit ob die neue Kollektion des Designers ihren Vorstellungen entspricht. Oder besser gesagt: Heute bezahlen die Designer Influencer, damit sie die Kollektion tragen und auf Social Media präsentieren. Die Welt der Mode hat sich verschoben und die Entscheidung ob eine Kollektion gelungen ist oder nicht, treffen heute nicht mehr die Designer, die Reichen und Schönen und am Ende des Tages auch nicht mehr die Europäer.
Insgesamt hat sich die Mode verändert. Ready-to-wear ist das neue Haute Couture. Balenciagas sind die neuen Manolos. Flared Jeans sind die neuen kleinen Schwarzen. Oversized ist das neue Skinny. Italienische und französische Designer richten sich international aus, um einen plötzlich aufstrebenden neuen Kunden zu erreichen, der Jogger mit chunky Sneaker und 4.000€ teuren Taschen kombiniert.
Sein wir doch mal ehrlich. Instagram hat es geschafft, all das für jeden, ob klein, groß, dick, dünn, jung und alt, zugänglich zu machen. Während Trends früher erst entstanden, als der Konsument eine Saison darüber nachdenken konnte, entsteht heute ein Hype just in dem Moment, wenn Caro Daur oder Leonie Hanne eine Story von der Paris Fashion Week posten. Alles passiert sofort und die ganze Welt sieht virtuell dabei zu. Doch nicht nur der Konsument weiß sofort bescheid, auch die Konkurrenz. Zara und Co. benötigen heute nur wenige Wochen, um die Designs der Fashion Weeks zu kopieren und bezahlbar zu verkaufen. Und plötzlich trägt die ganze Welt das, was große Designer sich akribisch für Monate überlegt haben. Heute kann jeder von uns modisch sein und sich als Fashionista auf Instagram präsentieren, ohne dabei viel Geld auszugeben. Die Vogue wurde damit überflüssig, die Investition in ein langlebiges Designer Piece auch.
Was ist Mode also heute noch in dieser digitalen Welt? So wie auch vor hunderten von Jahren Mode etwas anderes war als vor 10 Jahren, so wird Mode heute, morgen und übermorgen wieder eine neue Bedeutung haben. Sie verändert sich, genauso wie die Menschen sich verändern, die sie tragen und erschaffen.
Auch ich habe meine Einstellung zu Mode verändert. Während ich früher jedes neue Zara-Kleid kaufen musste, meide ich diesen Laden heute so gut es nur geht. Ich hatte Angst Trends zu verpassen, nicht modisch genug zu sein und als langweilig abgestempelt zu werden. Aber wisst ihr was? Nur weil ich gerne ein weißes Shirt mit Jeans kombiniere, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht modisch bin. Denn ich definiere selbst, was Mode für mich bedeutet. Für mich bedeutet Mode nicht mehr, die neusten und auffälligsten Klamotten zu tragen. Heute möchte ich das perfekte weiße Basic-Shirt finden, das auch nach 500 mal Waschen seine Form nicht verliert. Ich möchte Jeans tragen, die mich mein Leben lang begleiten und Schuhe, die nicht nach einer Saison schon den Geist aufgeben. Mode soll mich nicht überladen, sondern mich hervorheben und das zum Ausdruck bringen, was ich bin. Ich will endlich weniger konsumieren, aber dafür mehr qualitativ hochwertige Kleidung tragen, die mich in 20 Jahren noch glücklich macht und an eine Zeit erinnert, in der ich diese Basics für mich entdeckt habe.
Was bedeutet Mode für euch? Ich freue mich über euer Feedback.
Eure Genny
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